Zauner Kreuzung

Ökolandbau

Die deutsche Agrarlandschaft befindet sich in einer tiefen Krise. Die intensive industrielle Landwirtschaft vernichtet die biologische Vielfalt, zerstört die Bodenfruchtbarkeit und belastet Gewässer und Grundwasser. Zudem zerstört sie die Erholungsfunktion, das Landschaftsbild verarmt, Dörfer veröden. Arbeitsplätze gehen verloren, die Lebensqualität verschwindet, die Menschen wandern ab in die Großstädte.


In Brodowin wird seit 1990 bewusst ein anderer Weg beschritten.


Rings um die Zauner Kreuzung werden die Felder nach den Regeln des biologisch-dynamischen Landbaus bewirtschaftet. Die Fläche im Norden gehört zum Ziegenhof Pörschke, die übrigen überwiegend zum Landwirtschaftsbetrieb Ökodorf Brodowin.


Seit 1990 werden auf den Feldern keine Pestizide mehr ausgebracht – keine Herbizide, keine Insektizide, keine Fungizide. Die Düngung erfolgt mit Festmist aus den Kuh- und Ziegenställen sowie durch den Anbau von Hülsenfrüchten wie Klee, Luzerne und Lupine. Diese lagern über ihre Wurzelknöllchen Stickstoff im Boden ein.

 

Zwei wichtige Aspekte unterscheiden den biologisch-dynamischen von anderen Verfahren des ökologischen Landbaus: Zum einen die Präparatewirtschaft; auf den Flächen werden sorgfältig hergestellte Hornkiesel-, Hornmist- und Kompostpräparate zum Beispiel mit Schafgarbe und Kamille in homöopathischen Mengen versprüht, um den Boden zu beleben. Zum anderen die obligatorische Tierhaltung: Nutztiere wie Schafe, Ziegen und vor allem Kühe gehören verpflichtend zu einem Demeter-Betrieb. Der Dung der Tiere gibt dem Boden die durch die Ernte entzogenen Nährstoffe wieder zurück. Düngen bedeutet nach diesem Verständnis nicht, die Pflanze zu ernähren, sondern den Boden zu beleben.

 

Bei der Düngung ist der geschlossene Betriebskreislauf äußerst wichtig. Er setzt ein ausgewogenes Verhältnis von Tierarten und -zahlen, von Ackerbau- und Futterflächen, von Kleegras und Dauergrünland voraus, das für jeden Betrieb individuell ermittelt wird. Wichtig im
ökologischen Ackerbau ist eine ausgewogene und reichhaltige, mehrjährige Fruchtfolge, in der Kleegras, Sommergetreide, Wintergetreide, Lupine sowie relativ selten auch Sonnenblumen, Mais oder Öllein sich abwechseln.


Für das Landschaftsbild und den Naturschutz ist der ökologische Ackerbau sehr vorteilhaft. Da keine Herbizide angewendet werden und die Kulturpflanzen meist lichter stehen als im konventionellen Ackerbau, kann sich eine reiche, farbenfrohe Ackerbegleitflora aus Mohnblumen,
Kornblumen, Feldrittersporn, verschiedenen Kamillearten und anderen entfalten. Davon profitieren viele Insekten und Feldvögel, die daher in hoher Dichte auf den Ökolandbau-Feldern brüten. Feldlerche, Wachtel, Grauammer und Schafstelze sind typische Vertreter. Auch viele Hasen
tummeln sich auf den Feldern.


Die ab 1990 in Brodowin entstandene Art der Landwirtschaft und die sich daraus ergebende Agrarlandschaft haben kein historisches Vorbild. Hier wurde und wird Pionierarbeit geleistet. In anderen Regionen wird Ökolandbau meist sehr viel kleinflächiger betrieben. Die Landwirte in
Brodowin bestellen dagegen die Großschläge, die die kollektive Landwirtschaft der DDR geschaffen hat. Auch einige spätere Schlagunterteilungen mit Hecken ändern nur wenig an den sehr großflächigen Strukturen.


In Brodowin wurden in einem Forschungsprojekt im Zeitraum von 2000 bis 2006 die Zielkonflikte zwischen diesem großflächigen modernen Ökolandbau und dem Naturschutz untersucht und Lösungen erprobt. Die Ergebnisse sind im „Praxishandbuch Naturschutz im Ökolandbau“
zusammengefasst (Fuchs & Stein-Bachinger 2008), das inzwischen auch in englischer und tschechischer Sprache erschienen ist.