Station Karpaten-Aussichtspunkt


Im Frühling

Hier lieg ich auf dem Frühlingshügel,

Die Wolke wird mein Flügel,

Ein Vogel fliegt mir voraus!

Ach, sag‘ mir, alleinzige Liebe,

Wo du bleibst, dass ich bei dir bliebe!

Doch du und die Lüfte,

ihr habt kein Haus.

...

Eduard Mörike

1804–1875


Das Eis ist geschmolzen und hinterlässt seine Spuren – die eiszeitliche Landschaft

Keine Hochhäuser, Fabriken, Straßen, Bahnlinien oder Hochspannungsleitungen: Wer vom Karpaten-Berg aus den Blick schweifen lässt, lässt Stress und Hektik hinter sich und fällt aus der Zeit. Der Ausblick lädt zum Träumen ein. Unwillkürlich kommt Einheimischen hier der Refrain des Brodowin-Lieds in den Sinn, das Dorflehrer Hartwich 1958 geschrieben hat:


„Wo zwischen Bergen, Wiesen, Wäldern
die Wolken über Seen zieh‘n
liegt eingebettet rings von Feldern
unser schönes Brodowin.“

 

In der welligen Agrarlandschaft am Fuß des Karpatenhügels fallen lange, gestufte Hecken auf (siehe Station „Feldhecken“). Sie sind größtenteils Anfang der 1990er Jahre im Rahmen eines ABM-Projektes gepflanzt worden oder von 2003 bis 2006 im Rahmen des Naturschutzhof-Projektes des Ökodorf Brodowin e. V. entstanden.


Upmeier-Steine

Nach dem Fall der Mauer beschlossen die damaligen LPG-Bäuerinnen und Bauern bereits 1990, ihre LPG auf Ökolandbau umzustellen. Der umweltbewusste Bauunternehmer Dr. Werner Upmeier und seine Frau Gisela, der eine nachhaltige und gesunde Ernährung besonders am Herzen lag, ermöglichten die Umstellung nicht nur durch ihr finanzielles Engagement. Sie investierten in den neu gegründeten Demeter-Betrieb einschließlich Meierei, Gemüsegärtnerei und Direktvermarktung und schafften so die Grundlage für den heutigen Erfolg. Die Upmeiers waren aber auch Aufbauhelfer, Ideengeber und Berater weit über das finanzielle Engagement hinaus. Die Steine auf dem Karpatenhügel erinnern daran.


Sich Zeit nehmen und beobachten

Der Karpatenhügel mit seinem kleinen aber feinen, blütenreichen und duftenden Steppenrasen ist ein ausgezeichneter Punkt zur Vogelbeobachtung. Regelmäßig sind hier Mäuse- und Wespenbussard, Rohrweihe, Milane, Sperber, See- und Fischadler, Turmfalke und mit etwas Glück auch Baumfalke und Schreiadler zu sehen.


In den umliegenden Feldern stehen Kraniche. Gelegentlich streicht der Schwarzstorch geräuschlos vorüber. Auffälliger sind die Kolkraben, die in den Altkiefern südlich des Aussichtspunktes ihren Horst haben. Mit einem guten Fernglas lassen sich über dem Brodowinsee jagende Seeschwalben beobachten, Schellenten eilen mit klingendem Flügelschlag vorbei.

Auch die Kleinvögel sind bemerkenswert: Neben den vielen Feldlerchen ist hier oft der melodische Gesang der Heidelerche zu vernehmen. Gold- und Grauammer gehören zur Grundausstattung des Hügels, von Mai bis August kommen Neuntöter und Braunkehlchen dazu. Die seltene Sperbergrasmücke ist in manchen Jahren gut zu beobachten. Im Frühjahr sind Pirol, Nachtigall und Sprosser zu hören sowie – in nicht zu trockenen Jahren – vom Brodowinseebruch her Rohrsänger, Schwirle, Kiebitze, Bekassinen und manchmal auch die Rohrdommel.


Am Nordrand des Choriner Endmoränenbogens gelegen, eröffnet sich eine weite Aussicht in die eiszeitliche Landschaft. Den Blick nach Norden gerichtet, den bewaldeten Endmoränenbogen im Rücken, prägen von links (Westen) nach rechts in Uhrzeigersinn folgende Elemente das Landschaftserlebnis:

  • Im Westen markiert der benachbarte, bewaldete Eickertberg den Nordrand der Endmoräne.
  • Es folgt das Dorf Brodowin mit der Stüler-Kirche, links dahinter die Dächer des Landwirtschaftsbetriebes „Ökodorf Brodowin“ Davor ragt der steile Hügel des Gotteswerders aus dem Brodowinsee auf.
  • Am Horizont hinter dem Dorf liegt die Hügelkette des Weltnaturerbes „Buchenwald Grumsin“ mit dem dahinter gelegenen Telekom-Turm.
  • Im Norden liegt der buchtenreiche Brodowinsee mit Inseln,Seerosenfeldern und im Vordergrund dem Brodowinseebruch, einer vermoorten Bucht.
  • Hinter dem Brodowinsee ist mit abgeflachter Kuppe der Mühlenberg zu sehen (s. Station „Mühlenberg“), weiter rechts davon der teilweise bewaldete Schiefe Berg (s. Station „Schiefer Berg“) und der Bullenwerder.
  • Im Nordosten liegt hinter einer Baumkulisse der flache Wesensee, dahinter die beiden Rummelsberge mit ihren offenen Steppenrasen
    (siehe „Rummelsberge-Tour“), etwas rechts dahinter der mit Lärchen aufgeforstete Koppelsberg.
  • Die vielen Windräder in der Ferne markieren die Grenze des Biosphärenreservats, das
    für Windräder tabu ist.
  • Die bewaldeten Hügel fern im Nordosten liegen jenseits des Odertales in Polen. Die polnische Grenze ist von hier nur 13 km entfernt.
  • Ganz im Osten beenden die mit Buchenwäldern bestandenen Wurzelberge des Forstreviers
    Breitefenn den Choriner Endmoränenbogen.
  • Im Südosten schaut hinter einer Erlenkulisse das Nordende des Rosinsees aus dem Endmoränenbogen hervor – ein tiefer, klarer Rinnensee in einer Schmelzwasser-Abflussrinne.
  • Im Südwesten liegt die Niederung des Plagefenns wie eine große Bucht in der Endmoräne.