Station Conwentz-Gedenkstein

Hugo Conwentz (1855–1922) und das Naturschutzgebiet Plagefenn

Anfang des 20. Jahrhunderts war Hugo Conwentz Organisator von Konferenzen für Naturdenkmalpflege mit weltweiter Ausstrahlung. „Die Gefährdung der Naturdenkmäler und Vorschläge zu ihrer Erhaltung“ – so lautet der Titel einer folgenschweren Denkschrift, mit der er im Jahr 1904 eine europaweite Diskussion um den Naturschutz auslöste. Wie reagierte der Staat Preußen darauf? Bekämpfen? Ignorieren? Das Gegenteil war der Fall: Schon 1905 richtete Preußen eine „Staatliche Stelle für Naturdenkmalpflege“ ein – ihr Direktor wurde Hugo Conwentz selbst.

 

Das Plagefenn war das erste Schutzgebiet, das von der Reichsstelle ausgewiesen wurde. Die  Anregung dazu kam vom Choriner Forstmeister Max Kienitz (mehr dazu siehe Station „Fennweg“). Bereits 1912 entstand auf Initiative und unter Federführung von Hugo Conwentz eine fast 700  Seiten starke naturkundliche Monographie des Plagefenns mit detaillierten Beschreibungen von Landschaft, Vegetation, Pflanzen- und Tierwelt (erschienen bei Gebrüder Bornträger, Berlin).


„Wenn schon die Nutzung des Waldes die hauptsächliche Aufgabe des Forstmannes ist, bleibt sie keineswegs die alleinige; vielmehr erwachsen ihm auch andere Aufgaben, deren Erfüllung ebenso wichtig ist. Stets hat der deutsche Forstmann es für eine vornehme Pflicht gehalten, neben den ihm anvertrauten materiellen auch den in seinem Bereich vorhandenen ideellen Gütern, wie der Erhaltung der Landschaft, bemerkenswerter Felsen und Felsgruppen, seltener Pflanzen und Tiere,
eine sorgsame Pflege angedeihen zu lassen.“ Hugo Conwentz 1907


Forstwissenschaft, Lehre und Praxis seit 200 Jahren

Die Ausweisung des Plagefenns als Schutzgebiet für Wildnisentwicklung auf Anregung eines Försters steht sicher in Zusammenhang mit der langen Tradition der Forstwissenschaft in Eberswalde, wo auch Max Kienitz Jagdkunde lehrte.

1821 wurde die forstliche Ausbildung an der Berliner Universität begründet und als „Höhere Forst Lehranstalt“ 1830 nach Eberswalde verlegt. Wilhelm Pfeil, von 1830 bis 1859 Direktor der Anstalt, lehrte nach seinem Prinzip „Fragt die Bäume wie sie erzogen sein wollen; sie werden euch besser darüber belehren als die Bücher es tun.“


Die Lehranstalt entwickelte sich zu einem Zentrum der Forst-, Holz- und Bodenwissenschaften mit weltweiter Bedeutung. Insbesondere Standortbezug und Nachhaltigkeit waren zentrale Themen. Nach dem Krieg wurde sie als Fakultät der Berliner Humboldt Universität weitergeführt, bevor die Regierung der DDR sie 1963 ersatzlos schloss.


1992 erfolgte die Neugründung als Fachhochschule Eberswalde, jetzt „Hochschule für Nachhaltige Entwicklung“. Sie hat sich inzwischen als „grüne Hochschule“ profiliert und lehrt nicht nur Forstwirtschaft, sondern auch Ökosystemmanagement, Landschaftsnutzung und Naturschutz, Ökolandbau, Tourismusentwicklung und vieles mehr.


Naturkundliche Besonderheiten am Conwentzstein

Gegenüber dem Conwentzstein prägt ein ausgedehnter Erlensumpf (siehe Station „Elsbruch“) das Waldbild. Bei genauem Hinsehen fallen überall im Randbereich des Bruchs die Arbeitsspuren des Bibers auf, der, obwohl Weiden, Pappeln und andere Weichhölzer seine eigentliche Lieblingsspeise sind, selbst starke Buchen, Eichen und Kiefern am Stammfuß schälen und zu Fall bringen kann. Lediglich die Erle verschmäht er meist.


Eine vogelkundliche Besonderheit entlang des Fennweges ist der Zwergschnäpper, der in den totholzreichen und schattigen Buchenwäldern mit drei bis sechs Sängern entlang des Fennweges in relativ hoher Dichte vorkommt. Auch vom Conwentzstein aus sind in vielen Jahren ein bis zwei Sänger zu hören.