Station Makarenko-Lager

Pionierferienlager „A. S. Makarenko“

Das vormilitärische Pionierlager „A. S. Makarenko“ war in der ganzen DDR bekannt. Einserseits trainierten Jugendliche hier für den Militärdienst, andererseits verbrachten unzählige Kinder und Jugendliche hier unbeschwert ihre Ferien. Konzerte mit Karat und den Puhdys sind vielen Brodowinern in guter Erinnerung.

 

Das Lager wurde 1951 gegründet, zunächst als einfacher Zeltplatz. Getragen wurde es vom VEB Kranbau Eberswalde (VEB: Volkseigener Betrieb). Die zuständige FDJ-Bezirksorganisation war in Frankfurt/Oder (FDJ: Freie Deutsche Jugend). Unter dem Motto „Frohe Ferientage für alle Kinder“ verbrachten junge Pioniere hier in den Sommerferien 18 Tage mit „gut lernen, aber auch Erholung und Freude durch Sport, Spiel und Wandern“. Der Aufenthalt war auch eine Auszeichnung für gute schulische und gesellschaftliche Arbeit.

 

Angefangen hatte alles mit 16-Mann-Zelten und Strohsäcken. Später belebten 800 Kinder und 200 Betreuer das im Wald gelegene parkähnliche Grundstück mit darin verstreuten Holzbungalows, Wirtschaftsgebäuden, einem kleinen Konsum, dem 1983 für 4,5 Millionen Mark erstellten Wirtschaftstrakt und dem 1984 gebauten Bettenhaus. Eine überlebensgroße Figur von Ernst Thälmann schmückte das Gelände. Singend wurde im Lager auf- und abmarschiert. So erklang hier beispielsweise das Lied „Spaniens Himmel breitet seine Sterne über unsre Schützengräben aus...“ von Paul Dessau (Text) und Ernst Busch (Musik).

 

Das nach dem russischen Schriftsteller und Pädagogen Anton Semjonowitsch Makarenko (1888–1939) benannte Lager beherbergte neben Kindern aus der DDR auch Kinder aus der Sowjetunion, Polen, CSSR, Ungarn, Bulgarien, der Bundesrepublik Deutschland und Frankreich. Darüber hinaus wurde das Lager zur GST-Ausbildung (siehe unten) genutzt. Alle Schüler der 9. Klassen waren zur vormilitärischen Ausbildung verpflichtet und mussten zwei Wochen lang mit Holzgewehren trainieren.


Die Gesellschaft für Sport und Technik (GST) ...

... war eine vormilitärische Massenorganisation der DDR. Sie bildete einen Dachverband für technische Sportarten wie Sportschießen, Segelfliegen, Tauch- und Motorsport. Die GST war neben der Nationalen Volksarmee zuständig für die gesetzlich vorgeschriebene vormilitärische Ausbildung an Schulen, Universitäten und in Betrieben. Ziele der GST waren unter anderem die Disziplinierung der Jugend sowie die Förderung der Wehrbereitschaft der Bevölkerung.

 

Auch ZV-Ausbildung (ZV: Zivilverteidigung) von Studenten aus Berlin, Halle und Leipzig fand hier statt. Weitere Gäste waren das Musikcorps des Betriebs- und Montagekombinats (BMK), Schalmeienkapellen aus Thüringen mit 500 bis 600 Personen, die Handballer des ASK Frankfurt/Oder, Fußballer aus Eisenhüttenstadt und Teilnehmer von DDR-Meisterschaften im Boxen.

 

Viele Brodowiner Frauen waren ganzjährig im Lager angestellt und verdienten hier ihren Lebensunterhalt. Im Sommer arbeiteten zudem Brodowiner Jugendliche in der Küche mit und verdienten so gutes Geld.


Das Lager schloss am 20.12.1990 seine Pforten für immer. Im Oktober 2008 wurden die bis dahin noch erhaltenen Wirtschaftsgebäude und das Bettenhaus abgerissen sowie der größte Teil der Betonfundamente entfernt. Diese Entsiegelung und teilweise Renaturierung diente als Ausgleichsmaßnahme für den Flächenverbrauch durch den Straßenbau in Britz, für den Wiederaufbau des Cafés Wildau sowie für den Bau etlicher Eigenheime im nördlichen Barnim. Einzig der riesige Keller unter dem ehemaligen Speisesaal blieb erhalten. Er dient nach wie vor als Winterquartier für Fledermäuse.